In diesem Abschnitt geht es um die wendischen Hansestädte bzw. Wismar – Die Hansestadt und den Bund der „stede von der dudeschen Hense“ und den Konflikten mit der feudalen Koaltion. Die Auseinandersetzungen blieben für Wismar nicht ohne Folgen.
Wismar – Die Hansestadt
Die Kaufmannshansen hatten im 13. Jahrhundert besonders viel Einfluss in Wismar. Später ging der größte Einfluss auf den Bund der wendischen Hansestädte über. Verschiedene Händler schlossen sich nach der Stadtgründung den Kaufmannshansen an. Zu dieser Zeit nahm die Macht der handelskapitalistischen Oberschicht zu.
Der Bund wendischer Hansestädte
Um erfolgreich zu sein, wurde ein hansisches Städtebündnis geschlossen. Die Gründung vom Bund wendischer Hansestädte begünstigte der Vertrag zum Schutze des Seehandels, der 1259 zwischen Lübeck, Wismar und Rostock geschlossen wurde. 1265 traf man eine Vereinbarung , nach der man jährlich in Wismar zusammenkam, um über handelspolitische Probleme zu beraten und geeignete Maßnahmen zur Sicherung der Handelsinteressen festzulegen. Zu dieser Zeit wurde der Bund der Hansestädte auf unbegrenzte Zeit verlängert. Der Städtebund wurde durch den Beitritt von Stralsund, Greifswald, Stetin, Demmin und Anklam 1283 weiter gestärkt. Dieser Gesamtbund bildete später den Kern des gesamthandsischen Bündnisses. 1299 wurde der Bund zwischen Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund und Greifswald erneuert.
Ziele des Bundes der Hansestädte
Zielsetzungen des Bundes waren die Wahrung von Interessen und Privilegien. Das Handelsrisiko sollte auch verringert werden. Mit dem Bund der Hansestädte kämpfte in den Gebieten der Nord- und Ostsee, in den Handlungsniederlassungen um die ökonomische und politische Vorherrschaft. Die Machtstellung des Bundes bewies sich das erste Mal beim Handelsbyokott, welcher gegen das Königreich Norwegen verhängt wurde. Die Hansestädte, darunter auch Wismar, bekamen das Recht zollfreien Handel mit den norwegischen Häfen bis zu den Bergen zu führen. Die Bunderneuerung 1299 wollte die städtische Freiheit, Unabhängigkeit und Handelsprivilegien absichern. Ein Bestreben der Hansestädte Rostock und Wismar war die Reichsunmittelbarkeit, was entgegen der Interessen der Landesfürsten war.
Die Führung des Städtebundes
Die Führung des wendischen Bundes hatte Lübeck inne, dass als „Tor zur Ostsee“ galt. Lübeck hatte damit innerhalb des Bundes eine Vormachtstellung inne. Die mittelalterliche Bezeichnung des Bundes war „stede von der dudeschen Hense“. Als Bund wurden Beziehungen zu anderen hansischen Städtebünden gesucht. Diese fanden sich am Niederrhein, in Westefalen und Niedersachse. Nach 1295 kamem die preußischen Hansestädte dazu.
Die feudale Koalition
Den Gegensatz zum hanseatischen Städtebund bildete sich eine Koalition aus den herrschenden Feudalherren. Das Ziel dieser Koalition war die Niederwerfung der wendischen Hansestädte. Die Feudalherren wollten den wirtschaftlichen Reichtum der Städte für ihre eigenen machtpolitischen Ziele nutzen. In der feudalen Koalition befanden sich die Fürsten von Mecklenburg, der Fürst von Rügen und der dänische König Erich Menved.
Der hansische Städtebund gegen die feudale Koalition
Am Anfang des 14. Jahrhunderts kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den wendischen Hansestädten und den feudalen Landesherren. Hier wendeten sich die Hansestädte gegen die herrschenden Feudalherren. Ihre Zielsetzungen waren teilweise entgegen deren Interessen. Der hanseatische Städtebund musste sich im Krieg gegen die feudale Koalition bewähren. Dieser Krieg war ein Ausdruck von tiefgreifenden Klassengegensätzen. Leider schaffte es der Bund nicht sich gegen die Landesherren zu behaupten, da einzelne Städte versuchten ihre Sonderinteressen zu wahren. Besonders die Patrizier Oberschicht sorgte dabei für Probleme.
Die Erste kriegerische Auseinandersetzung mit den Feudalherren fand 1306 den Grafen von Holstein, den mecklenburgischen Fürsten und dem Fürsten von Lauenburg statt. Lübeck wurde in diesem Krieg von den anderen Städten im Stich gelassen und musste aus dem hanseatischen Bund vorübergehend ausscheiden.
1310 fand ein weiterer Krieg zwischen den wendischen Hansestädte und der feudalen Koalition statt. Die feudale Koalition wurde in diesem Fall vom dänischen König angeführt. Wismar gab der feudalen Koalition den perfekten Anlass, einen Raubkrieg gegen die hanseatischen Städte zu beginnen. Zu dieser Zeit weigerte sich Wismar den mecklenburgischen Landesfürsten Heinrich mit seinem bewaffneten Gefolge zu einer Hochzeitsfeier in die Stadt einzulassen. Wismar wurde daraufhin von den bewaffneten Kräften der Koalition angegriffen und belagert. Rostock und Stralsund unterstützten die Stadt in ihrem Widerstand. Dabei wurde der Fürstenhof von den Rostockern eingerissen.1311 schloss die feudale Streitmacht Rostock ein und schnitt die Städte voneinander ab, sodass sie sich nicht mehr gegenseitig helfen konnten. Wismar war gezwungen zu kapitulieren. Rostock selbst wurde von einer Gruppe von Patriziern nach einer längeren Belagerungszeit verraten. Auch diese Stadt musste kapitulieren. Stralsund schaffte es der feudalen Koalition zu widerstehen. Die Stadt handelte mit der Koalition einen Friedensvertrag aus. Dieser Friedensvertrag bildete später die Grundlage für die Erneuerung des wendischen Hansebundes.
Die Folgen der Niederlage für Wismar
1311 war Wismar nach der Niederlage im Krieg stark von den feudalen Landesherren abhängig. Die Stadt musste die Schlüssel zum Mecklenburger Tor ausliefern und die Macht des Produktes wurde restauriert. Gerichtsbarkeit und Zollrecht gingen der Stadt verlustig. Wismar musste auf Rückzahlungen von geliehenen Summen an den Landesfürsten verzichten. Die Mühlen, die durch die Schulden des Fürsten an die Stadt verpfändet wurden, gingen wieder in den fürstlichen Besitz über. Der Rat und die Bürgerschaft von Wismar waren jetzt für den Neubau eines fürstlichen Hofes an der Stadtmauer mit einer eigenen Pforte wie Bergkamp verantwortlich. Der Fürst hatte von da an die Möglichkeit unkontrolliert in die Stadt einzuziehen und diese jederzeit mit seinem Gefolge zu verlassen. Die verlorenen Rechte und Freiheiten vom Landesherren wieder zu bekommen, dauerte mehrere Jahrzehnte. 1371 war es Wissmann möglich die Mühlen zurückzukaufen und 1373 konnte die Stadt durch beträchtliche Zahlungen die Vogtei, die Gerichtsbarkeit und den Zoll vom Herzog zurückerwerben.
Der wendische Münzverein
1371 wurde die Verpfändung der Münze durch den Herzog immer wieder neu bestätigt. 1379 konnte Wismar deswegen dem wendischen Münzverein beitreten so war es möglich ein regional einheitliches Währungssystem zu schaffen, dass aus lybische Mark, Schädlingen, Witten und Pfennigen bestand. 1381 konnten dem Münzverein weitere Städte beitreten. Bis 1569 existierte er.
Der Kampf der Hanse
Die Hanse rang um die Vorherrschaft im Ostseegebiet. Sie versuchte ihre Vormachtstellung bereits bei der Sicherung des schonischen Handelsgebietes durchzusetzen. Schonen gehörte seit der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts wieder zu Schweden. Waldemar IV., Der König von Dänemark hatte es zurückerobert. Die Hanse zielte darauf ab sich Privilegien mit einer hohen Summe zu erkaufen. Waldemar IV. Lehnte das Angebot jedoch ab, da er andere machtpolitische Interessen hatte. Der Handel innerhalb der Hanse bekam dadurch Probleme. Im Sommer 1361 überfielen dänische Truppen bot Land und Brandschatz den die Stadt Wisby. Die Hanse war dadurch gezwungen gegen Dänemark zu führen. 1362 erlitt die Flotte der Hanse vor Kopenhagen eine Niederlage. Die Wismarer Schiffe innerhalb der Flotte wurden versenkt oder gekapert. 1367 schlossen sich 57 Hansestädte der Kölner Konföderation an, darunter auch Wismar. 1368/69 eroberten die Land- und Seestreitkräfte der Konföderation die Schlösser Helsingborg, Malmö, Skanör und Falsterbo. Für die Hanse hatten diese Handelsplätze auf Schonen große Bedeutung. 1370 wurde zwischen dem dänischen Reichsrat und der Hanse den Frieden von Stralsund. Dieser Frieden war ein Höhepunkt der Machtentfaltung der Hanse. Er begründete die die Vormachtstellung dieser im europäischen Norden.
Die Hanse, die Reformation und Wismar
Als die Reformation an Boden gewann, versuchte der hanseatischen Städtebund gegen diese vorzugehen und reformatorische Bestrebungen zu unterdrücken. Er sah in religiösen Veränderungen und den politischen Auswirkungen die darauf folgen würden eine Gefahr für die patrizisch Ratsherrschaft. 1525 beschloss er auf dem Hansetag in Lübeck für die Hansestädte die Beibehaltung der römisch-katholischen Religion und das Verbot der neuen Lehre. Das hanseatische Bündnis war zu dieser Zeit bereits in einer geschwächten Stellung. Es zeichneten sich zunehmend Interessengegensätze zwischen verschiedenen Städtegruppen und dem Ringen der Feudalherren um die Errichtung der Landeshoheit ab. Es war den Hansestädte nicht mehr möglich den Beschluss durchzusetzen. Der Wismarer Patriziat erkannte das Problem und versuchte seine Machtposition zu halten, indem es religiös zu Reformation wechselte und entsprechend handelte. Außerdem winkte die Aussicht, den Grundbesitz der Klöster und die Gebäude in den städtischen Besitz zu übernehmen.
Der Niedergang der Hanse in Wismar
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts war das außenpolitische Hansebündnis geschwächt. Grund war die Union von Dänemark, Norwegen und Schweden. In der Ostsee fand ein Kaperkrieg statt. Dadurch sank die Anzahl der Schiffe in der hansischen Flotte. Kaufleute und Händler aus Holland waren eine starke Konkurrenz im Handel für die Hanse. Innerhalb des Bündnisses kam es immer wieder zu Widersprüchen und zu einer Verschärfung der Interessengegensätze. Diese Gegensätze bildeten sich zwischen dem wendischen Städtebund und den preußischen und isländischen Städten.
In Nord- und Mitteldeutschland erstarkte die landesherrliche Gewalt. Durch sie wurde die Hanse dauerhaft geschwächt. Süddeutsche Kaufleute drangen in den Nord- und Ostseeraum vor. Der Wirkungsraum des hansischen Handels engte sich ein. Im Süden erblühte das Verlagswesen und die Städte gewannen an ökonomischer Stärke.
In Wismar zeichnete sich ab, dass die einseitige Investitionspolitik hansischen Kaufherren zum Ruin des traditionellen Exportgeschäftes führte. Die Investitionen wurden großteils in Mühlen, Brauereien, Grundstücke und Schiffe vorgenommen Wismarer Wollenweber, Raschmacher und Leinweber arbeiteten mit einer veralteten Produktionstechnik und kamen nicht mehr an die qualitativ hochwertigen Textilien aus Flandern den rheinischen Gebieten ran. Die Konkurrenz erstarkte und der Schiffbau stagnierte und wurde rückläufig.
Zu spät hansischen Zeiten nahmen die Spanien-, Frankreich- und Portugal Fahrten zu. Wismarer Schiffe transportierten Getreide, Malz, Bier und Chips Proviant und brachten Weine, Salz und Gewürze zurück. Trotz des Regensee Handels der Weiterbestand, gingen viele einheimische Handelshäuser, in preußischen und isländischen Städten, bankrott. Sie hatten ihre Handelsprivilegien in Skandinavien verloren. Das Wismarer Patriziat wurde stark geschwächt. Der patrizisch Rat verlor das absolute Recht auf Alleinherrschaft.
Rat der Stadt Wismar (Hrsg.): Wismar 1229-1979. Beiträge zur Geschichte einer Stadt. Rostock 1979.
Originally posted 2018-09-03 08:23:00.