Wismar hatte unter der französischen Fremdherrschaft einiges hinzunehmen und besonders verheerende Auswirkungen hatte diese auf den Seehandel der Stadt.
Im November 1806 besetzten französische Truppen Wismar. Sie verfolgten ein flüchtende preußisches Armeekorps. Die Befehlshaber ordneten die Durchsuchung aller Magazine und Speicher an Mann beschlagnahmte preußisches, englisches und schwedisches Gut. 1807 verhängte man die Kontinentalsperre. Das französische Pfizer Konsulat war Kontrollorgan für die Seehäfen Rostock und Wismar. Es überwachte den gesamten Seehandel. Die französischen Zollbeamten überprüften Papiere und Ladungen von einlaufenden Schiffen konfisziert wurden alle englischen und schwedischen Waren. Schiffe, die auslaufen wollten benötigten Pässe und waren Begleitscheine vom Vizekonsulat. Seit 1807 verlangten französische Behörden Begleitpapiere für Waren, die auf dem Landweg befördert wurden. Der Wismarer Seeverkehr verzeichnete durch die Kontinentalsperre bis Ende 1808 einen starken Rückgang. Die Unterhaltung der französischen Besatzungstruppen verursachten so hohe Kosten, dass dies den finanziellen Zusammenbruch für Wismar bedeutete. Man benötigte Verpflegung, Kleidung und Schuhwerk für durchziehende französische Truppenverbände. Die Kaufleute und Handwerker waren nicht mehr in der Lage die nötigen finanziellen Mittel dafür aufzubringen.
Am Pfingstsonntag 1809 zog die Freischar das Major von Schill nach Wismar. Schill erbat sich Unterkünfte und Verpflegung für seine Truppen, die von den Bürgern der Stadt gewährleistet wurden. Der Wismarer Rat protestierte gegen die Einquartierung. Die Freischar von Schill befand sich nur auf dem Durchzug nach Stralsund und begann am 23. Mai den Marsch nach Rostock.
Zwar waren strenge französische Zollkontrollen an der Tagesordnung, trotzdem wurde im Mecklenburg-Schwerin Herzogtum Schleichhandel mit englischen Waren betrieben. Man brachte Schiffe in die Wismarer Bucht, die unter nordamerikanischer oder norwegischer Flagge segelten. Diese eigneten sich besonders gut für den Schmuggel. Zwischen den Jahren 1809 und 1810 schmuggelte man Gewürze, Tabak, Kaffee, Baumwolle, Indigo, Farbhölzer, Rom, Wolltücher und englische Steinkohle nach Mecklenburg. In fast allen deutschen Häfen ging der Schiffsverkehr durch die Kontinentalsperre stark zurück. In Wismar im Gegensatz dazu stieg der Seehandel 1809 und 1810 stark an. Das nahm erst ein Ende, als die mecklenburgische Küste durch das französische Militär besetzt wurde. Die französischen Zollbestimmungen wurden streng angewendet und ruinierten den Seehandel von Wismar.
Es war abzusehen, dass die französischen Truppen im Frühjahr 1812 abgezogen. Trotzdem wollte man die Kontinentalsperre weiter durchsetzen, weshalb man gewiss Schiffe im Wismarer Hafen dazu zwang die Masten zu Kappen. Ruder und Segel wurden beschlagnahmt.
Für die Überwachung der Kontinentalsperre durch Napoleon benötigte dieser Kriegs- und Kaperschiffe. Das anwerben der Besatzung für diese Schiffe war äußerst schwierig. Der Herzog von Mecklenburg-Schwerin war dem Rheinbund beigetreten und Bündnispartner Napoleons. Deswegen musste mit den französischen Behörden zusammengearbeitet werden. Im Oktober 1810 erging die Anordnung, dass die Stadt Wismar 50 seetüchtige und erfahrene Matrosen in der kaiserlichen Marine stellen muss. Man zahlt ein Handgeld von 50 Taler. Auch ein Prisenanteil war nicht zu verachten. Trotz dessen meldete sich nur ein Matrose. Man presste die Wismarer Matrosen für die französische Flotte, indem man die mecklenburgischen Truppen zur Unterstützung heranzog. Diese nahmen in der Nacht vom 7. zum 8. Februar 1811 sämtliche Matrosen gewaltsam fest. Einheimische Patrioten unterstützten einige Seeleute, so das diese fliehen konnten. Die restlichen Matrosen übergab man französischen Offizieren. Eine 2. Pressung der Wismarer Matrosen fand in der Nacht vom 9. zum 10. Mai 1811 im Geheimen statt. Man transportierte die gepressten Soldaten mit einer militärischen Eskorte auf dem Landweg. Wismarer Schiffe und Matrosen flohen aufgrund der Matrosenpressen ins neutrale Ausland. Ein ganzer Teil kam nie wieder zurück.
Originally posted 2019-06-29 09:13:48.