Die Wirtschaftskrise welche durch die hohen Kontributionszahlungen an die Siegermächte als Folge des norddeutschen Krieges nach 1750 ausgelöst wurde, erschütterte die feudale Produktionsweise und die feudale Zunftsordnung. Trotzdem blieben die Ämter und ihre Bestimmungen mit ihren Amtsrollen weiter bestehen.
Konflikt zwischen Zunftswesen und Handelskapitalismus
Die Handwerksbetriebe in Wismar hatten produktionstechnisch nur ein niedriges Niveau. Die Erzeugnisse auf den Märkten waren keine Konkurrenz für die qualitativ besseren und günstigeren Produkte von englischen, flandrischen, rheinischen und süddeutschen Manufakturen. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden weitere Manufakturen in Wismar errichtet. Dadurch verschärfte sich der Gegensatz zwischen den Ämtern und der handelskapitalistischen Oberschicht. Die Vertreter der Ämter kämpften für die Aufrechterhaltung des veralteten Zunftswesens. Die kapitalistische Produktionsweise innerhalb der Stadt wurde dadurch gehemmt.
Unterstützung für den Wismarer Handel
Nach 1651 liefen die Wismarer Schiffe schwedische Hefen an. Sie versuchten den Handel der Stadt erneut zu beleben, welcher durch den 30-jährigen Krieg ruiniert da lag. Auf das Wismarer Bier genehmigten die Schweden Lizentermäßigungen. Der Lizent war der Seezoll. Das Wismarer Getreide bekam Zollvergünstigungen und die Wismarer Kaufleute bekamen die Möglichkeit der Niederlage Freiheit für ihre Waren.
Die Handelsabgaben in Wismar
Die schwedische Lizentkammer erhob 4,5 % Seezoll vom Wert aller See fertig ein- und ausgeführten Waren. Dazu gerechnet wurde die städtische Akzise, die Hafen-und die Schiffsabgaben. Obendrauf kamen noch einmal 2,5 % Handelssteuer, sofern die Waren in mecklenburgische Städte weiterbefördert wurden. Die Handelssteuer musste an die herzoglichen Kammer entrichtet werden. Für die Wismarer Händler Ware diese Menge an Abgaben ein großes Problem, denn Lübeck und Rostock nahmen einen niedrigeren Lizent und forderten eine geringere Akzise. Wismar konnte dieser Konkurrenz nichts entgegenstellen. Auch die Förderung des Wismarer Handels durch die schwedische Regierung ermöglichte kein Ausgleich der Verluste.
Die Auswirkungen auf den Schiffbau
Die Folge all dessen war es, dass der Wismarer Schiffbau, der im 17. Jahrhundert noch relativ stark war, nach dem nordischen Krieg stark zurückging. Nach dem Siebenjährigen Krieg waren noch mehr Rückläufe zu verzeichnen. Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Seehandel in Wismar erst wieder durch die umfangreiche Getreideausfuhr nach England belebt. Zu dieser Zeit erlebten auch der Schiffbau und der Schiffankauf wieder einen Aufschwung. Die Schiffe waren im Besitz von Kaufleuten die eine Patenreederei bevorzugten. Man erwarb oder verkaufte 1/8, 1/16, 1/32 oder 1/64 Schiffsanteile. Die Schiffsanteile verteilten sich somit auf mehrere Kaufleute, die entsprechende Besitzanteile an jedem Schiff hatten. Der Vorteil für die Kaufleute war es, dass sich das Handelsrisiko für sie reduzierte.
Die Handelsprodukte
In den Export gingen Getreide, Wolle, Bier und Stückgüter. Importiert wurden schwedisches Eisen, Bauholz, Gotlandkalk, Teer, Pottasche und Fisch.
Der Wismarer Hafen als Vorzugshafen
In zeitgenössischen Denkschriften pries man die Vorzüge des Wismarer Hafens. Man bezeichnete die Reede als die beste von aus der Ostsee. Die Wassertiefe der Wismarer Reede wies 14-15 Fuß auf. Der Wismarer Hafen wurde seit 1727 gebaggert, damit eine Fahrrinne von 12 Fuß geschaffen werden konnte.
Das Wismarer Braugewerbe
im 18. Jahrhundert verzeichnete das traditionelle Braugewerbe in Wismar einen starken Rückgang. 1664 verzeichnete man noch 34.000 t Starkbier, welche in den Export gingen. 1765 waren es nur noch 105 t. 1799 war die Anzahl der Brauereien in Wismar auf 6 Braunbier- und 3 Weißbier Brauereien gesunken. Diese beschränkten sich auf die Bierproduktion für die Stadt und die Herrschaft Wismars, die Ämter Neukloster und Poel. Das Hauptproblem welches für den Niedergang des Braugewerbes in Wismar ursächlich war, waren hohe Zölle und Abgaben, welche den Export und den Absatz des Bieres erschwerten und schließlich zum Erliegen brachten.
Wismar als wichtiger Handelsplatz
Ende des 18. Jahrhunderts fungierte Wismar als wichtigster Handelsplatz für den westlichen Teil des Herzogtums Mecklenburg-Schwerin. Mecklenburgische Händler zogen aus Wismar schwedische Eisenwaren, Pottasche, Kupfer, Teer, gut ländlichen Kalk und Bauholz. West Mecklenburg lieferte Getreide, Ölfrüchte, Schlachtvieh, Zucht- und Nutzvieh, Wolle und Flachs. Im Jahr 1799 zählte Wismar 6464 Einwohner.
Quelle: Vgl. Rat der Stadt Wismar (Hrsg.): Wismar 1229-1979. Beiträge zur Geschichte einer Stadt. Rostock 1979.
Originally posted 2019-01-18 13:07:06.