1789 verschärften sich die sozialen und politischen Gegensätze zwischen den Klassen der spätfeudalen Gesellschaft. Zur Zeit der französischen bürgerlichen Revolution steigerte sich der Konflikt zwischen Adel und Bürgertum in den deutschen Territorialstaaten.
Wismar unter Einfluss der französischen Revolution
Die vorproletarischen Schichten der städtischen Bevölkerung wurde mit dem Kleinbürgertum zum Träger der städtischen Volksbewegung. Durch die Revolution verschärfte sich der Krise der feudalen Ratsverfassung der Städte. Gegen den Feudalismus stellte sich vor allem die innerstädtische Volksbewegung. Die Ratsoligarchie hatte sich in dem Zuge mit dem feudalabsolutistischen Regimes verbündet.
Um das Wismarer Bürgertum von Ideen der französischen Revolution abzuschrecken, verbreiteten der schwedische Tribunalpräsident und der Wismarer Stadtrat Greuelnachrichten über die Revolution. Dies geschah besonders während der Zeit der Jakobinerdiktatur. Mehr Relevanz hatten Berichte wandernder Handwerksgesellen für die Wismarer. Sie berichteten von revolutionären Erhebungen in rheinischen Gebieten. Schneidergesellen und Perückenmacher brachten Ideen der französischen Revolution von ihren Reisen mit.
Das Wismarer Vorproletariat und die ärmeren Handwerker kämpften um eine Verbesserung ihrer sozialen Lage und volle Bürgerrechte. 1796 brachen in Wismar Unruhen aus. Ausgangspunkt waren die Arbeitsleute, Maurer- und Zimmergesellen sowie ärmere Handwerker. 1798 erließ der Rat der Stadt die Verordnung „Wider die öffentlichen Unruhen und Aufläufe“. Sie zeigt die Sorgen von Ratsoligarchie und handelskapitalistischer Oberschicht über die Unruhen von 1796. Die schwedische Regierung sandte Verstärkrung der schwedischen Garnison nach Wismar. Es folgten Lohn- und Streikkämpfe von Wismarer Arbeitsleuten und Maurergesellen. Sie waren die Folger sozialen Notlage.
Nach der französischen bürgerlichen Revolution stieg die Flucht mecklenburgischer Leibeigener in die Stadt zu. Sie entwickelten ein Bewusstsein für ihre Lage. Wismar gehörte zum königreich Schweden, weshalb es als Ausland galt. Die schwedische Regierung ordnete die Auslieferung geflüchteter Leibeigener an, sobald sie vom Gutsherren auf dem Rechtsweg eingefordert wurde. Jahre nach ihrer Flucht wurden die Leibeigenen noch verfolgt. In den Akten des Wismarer Stadtarchivs ist dies nachweisbar. Die Stadtbevölkerung hasste die Feudalherren und die Leibeigenschaft, weshalb man die Leibeigenen unterstützte. Man widersetzte sich der Polizei und den Gerichtsorganen und verhinderte wo es ging die Auslieferung der Leibeigenen.
Quelle: Vgl. Rat der Stadt Wismar (Hrsg.): Wismar 1229-1979. Beiträge zur Geschichte einer Stadt. Rostock 1979.
Originally posted 2019-04-06 16:54:22.